10 Weinmythen, die von uns kritisch beäugt werden!
Für Dich haben wir 10 Weinmythen unter die Lupe genommen. Hier erfährst Du, wie viel Wahrheit in den jeweiligen Mythen steckt. Viel Spaß beim Lesen, vielleicht bei einem Gläschen Wein?
1. Bier auf Wein, das lass sein - Wein auf Bier, das Rate ich dir.
Dieser Spruch findet sich sehr oft im deutschen Sprachgebrauch und im gemütlichen Beisammensein mit Freunden und der Familie wieder. Das Bier und Wein in Kombination miteinander für einen Brummschädel am nächsten Morgen führen können, habt ihr mit Sicherheit größtenteils schon am eigenen Leibe erfahren müssen. Je schöner der gemeinsame Abend, desto schauriger der Morgen danach!
Diesen undankbaren Katermoment mit viel Kopfschmerzen, Müdigkeit und Übelkeit verdankt man aber eher der getrunkenen Menge an gesamten Alkohol. Sofern man zuerst Bier trinkt und danach Wein, ist man weniger sensibel für den Alkoholgehalt im Wein, da man sich bereits eine Grundlage mit Bier angetrunken hat. So merkt man unter Umständen nicht sofort den höheren Alkoholgehalt im Wein, der Durst insgesamt bleibt aber derselbe. Die Trinkreihenfolge ist also nicht maßgeblich für die Intensität des Katers – ganz egal ob Wein auf Bier oder Bier auf Wein.
Woher kommt diese Redewendung?
Vermutlich lässt sich diese Redewendung darauf zurückführen, dass Bier in der Regel günstiger und weniger anspruchsvoll in der Herstellung ist und dieses daher auch eher von der Unterschicht getrunken wurde. Diese These lässt sich bis aufs Mittelalter zurückführen: Der Konsum von Wein war damals nur exklusiv für wohlhabende Menschen bezahlbar und somit Bier dem minderen Volk vorbestimmt. Es wurde sogar meist Wein dem Wasser vorgezogen. Hygienemaßnahmen des Mittelalters kamen bei weitem nicht an die von heute ran, es wurde Wein konsumiert um von unsauberem Wasser nicht krank zu werden. Damals wie heute wirkt Wein nämlich antiseptisch. Zum einen ist dafür der Alkoholgehalt im Wein verantwortlich, zum anderen der Säuregehalt im Wein, aber auch der im Wein enthaltene Schwefel wirkt antibakteriell!
2. Alter Wein ist mehr wert als junger Wein.
Mit Sicherheit haben viele Leser diesen Spruch schon mal gehört. Immerhin lässt sich diese These ja auch auf mehrere Gegenstände im Alltag übertragen.
Ob ein schicker nostalgischer Oldtimer, eine antike Kommode aus dem 18. Jahrhundert oder hochwertiges Silberbesteck von der Urgroßmutter – sie alle haben eins gemeinsam: Der Wert steigt mit der Zeit eher, als das er fällt. Aber kann man dieser Regel in Bezug auf Wein Glauben schenken?
Die Antwort ist Nein!
Tatsächlich gibt es Beispiele, bei denen eine lange Lagerung werterhaltend sein kann. Einige Weine mit hoher Qualität lassen sich ohne Probleme zehn Jahre und sogar länger lagern. Sommeliers sprechen gerne von so genannten Tertiäraromen im Wein, die sich erst bei einer Flaschenlagerung entwickeln, die den Wein noch vielseitiger und begehrenswerter machen. Jedoch gibt es aber auch etliche Weine, bei denen es nahezu einem Mord gleichen würde, diese Jahre lang zu lagern – somit kann man diesen Mythos nicht pauschalisieren.
Unkomplizierter Wein ohne viel Tiefe, für den alltäglichen Konsum geeignet, wird eben nicht für eine lange Lagerung produziert. Vor allem günstige Schnapper von Discountern mit weißen Glasflaschen bauen nach kurzer Zeit schon geschmacklich ab und sollten schnell verzehrt werden.
Zumindest ist die Zeit also ein wichtiger Indikator, der die Spreu vom Weizen trennt. Eine lange Lagerfähigkeit ist definitiv eine Charakterstärke eines hochwertig produzierten Weins.
3. Ein Rotwein muss auf Zimmertemperatur getrunken werden.
Einen Rotwein bei Zimmertemperatur zu genießen würde zwischen 20-23 °C bedeuten. Dies ist definitiv zu viel! Je wärmer der Wein, desto mehr kommt die alkoholische Note raus.
Des Weiteren leiden feinere Nuancen unter der Temperatur und werden durch den Alkohol übertüncht. Wir empfehlen je nach Komplexität des Weines eine Trinktemperatur zwischen 14 und 18 °C. Ein weniger komplexer Wein lebt von seinem Trinkfluss und sollte diesen auch durch eine kühle Trinktemperatur behalten, ein komplexerer Wein zeigt gerne seine Muskeln und darf auf bis 18 °C steigen, wir empfehlen unbedingt den Wein im Optimalfall immer 1-2 °C kühler einzuschenken, damit er nicht über seine empfohlene Trinktemperatur geht. Diese Redewendung war übrigens eine lange Zeit richtig, früher gab es keine so gute Isolierung/Heizmöglichkeiten, die Zimmertemperatur war meist nicht höher als 18 °C
4. Rotwein kann älter werden als Weißwein
Dieser Mythos ist nur teilweise richtig. Würde man probieren bei der Herstellung von rot und weiß zu denselben kosten zu produzieren, wäre der Rotwein bezüglich seiner Lagerfähigkeit vorne. Das liegt vor allem an den Gerbstoffen (Tanninen) im Rotwein, diese kommen von den Traubenschalen und Traubenkernen. Schalen sowie Kerne geben diese Gerbstoffe durch eine Standzeit auf dem Fruchtfleisch an den Traubensaft ab. Das fertige Erzeugnis weist also einen für die Lagerung begünstigenden Inhalt bei Rot auf, der bei Weiß in der Regel nicht existiert.
Würde man jedoch einen günstigen Rotwein, mit einem hochwertigem Weißwein vergleichen, (Beerenauslese, Kabinett, Eiswein etc.) so hält sich auch ein hochwertig produzierter Riesling ohne Probleme 20 Jahre. Für eine lange Lagerzeit sorgen nämlich nicht nur Alkohol und Gerbstoffe, sondern auch Säure, Zucker und hinzugefügte Sulfite (Schwefel) im Wein. Gerade Prädikate wie Kabinett, Spätlese und Beerenauslesen in Deutschland sind weltbekannt für ihre Bärenstarke Lagerfähigkeit.
5. Roséwein ist ein Mischmasch aus Rotwein und Weißwein
Dieser Mythos ist nicht wahr. Es gibt zwar auch einen Mix aus Rotwein und Weißwein, dieser darf in Deutschland jedoch auf keinen Fall als Rosé bezeichnet werden!
Wein, bei dem Rot und Weiß vermischt werden muss, wird in Deutschland Rotling genannt. Grundsätzlich wird ein deutscher Rosé produziert indem man herkömmliche Rotweintrauben für eine kurze Zeit (4 bis 6 Stunden) auf dessen Schalen und mit Kernen stehen lässt. Nach der Maischestandzeit werden die Trauben samt Schale und Fruchtfleisch dann gepresst, je schneller diese gepresst werden, desto weniger intensiv ist die Farbe des Weins.
6. Weinstein ist ein Zeichen besonderer Qualität
Weinstein ist kein Indikator für eine gute oder schlechte Qualität im Wein. Weinstein bildet sich meist bei sehr kühler Lagerung am Korken oder am Boden einer Flasche. Diese Kristalle bilden sich durch eine Verfestigung der Weinsäure des Weines. Das in der Weinsäure enthaltene Salz hat normalerweise einen flüssigen Zustand und ist in jedem Wein enthalten, dieser kann durch den Alkoholgehalt des Weins jedoch auch in einen festen Zustand wechseln. Weinstein ist gesundheitlich unbedenklich.
7. Ein hoher Preis bedeutet immer eine gute Qualität
Auch dies ist nur teilweise korrekt. Ein Großteil aller Weingüter gibt seine Produktionskosten eins zu eins an den Handel weiter. Um ein paar Kriterien zu nennen, die maßgeblich für höhere, beziehungsweise niedrigere Kosten sind haben wir mal ein paar Fragen zusammengestellt, die maßgeblich für Preise im Regal sind:
Wird mit Maschinen oder per Hand geerntet? Wird der Ertrag unbehandelt geerntet oder für eine Geschmacks Konzentration reduziert? Lagerung im Barriquefass oder in Stahltänken? Wie hoch ist die Nachfrage und Wie hoch ist die Verfügbar? Wie einzigartig ist der Boden, die Lage und das Klima? Aus welcher Region kommt der Wein? Welche Qualitätsanforderungen erfüllt er?
8. Ein Glas Rotwein täglich ist gut für die Gesundheit
Studien für den positiven gesundheitlichen Effekt bei einem moderatem Rotweingenuss gibt es in der Tat einige. Viele weisen auf einen positiven Effekt gegen Krankheiten wie Alzheimer, Arteriosklerose und Diabetes hin. Der Alkohol im Blut führt zu einer Blutverdünnung, diese hat weniger Gerinnsel zur Folge. Auch wenn wir Riesen Fans von Wein sind, sollte allen klar sein, dass die Menge das Gift macht. Wir sind der Meinung, dass ein positiver Effekt für die Gesundheit mit der Größe des Glases und den Pausen zwischendurch steht und fällt. Zumindest ein paar Tage die Woche sollte eine absolute Alkoholpause eingehalten werden um die Leber zu schonen.
9. Je mehr Sonne, desto besser der Wein
Sonnenlicht ist durchaus ein wichtiger Bestandteil für die Qualität und Entwicklung von Trauben. Durch das Sonnenlicht betreibt die Rebpflanze eine so genannte Fotosynthese. Ohne ausreichend Sonnenlicht (Wasser und Sauerstoff) kann die Traube sich nicht vollstens entwickeln, ähnlich wie Säuglinge oder Hundewelpen Nahrung benötigen, braucht die Pflanze Nährstoffe zum Gedeihen. Die Traube ist jedoch tatsächlich ein zartes Pflänzchen und hoch individuell zu pflegen; jede Rebsorte hat seine Stärken und Schwächen. Riesling zum Beispiel wird hauptsächlich in Deutschland angebaut, da Deutschland ein kaltes Klima und mittelmäßig viele Sonnenstunden hat. Riesling ist besonders bekannt durch seine lebhafte, vibrierende Säure. Würde man diesen in Spanien anbauen, hätte er nun zu wenig Säure, zu viel Zucker und/oder zu viel Alkohol. Die spanische Rebsortenkönigin Tempranillo dagegen hat eine dicke Schale und braucht viel Sonne und wärme, hat von Natur aus wenig Säure. Würde man einen Tempranillo in Deutschland anbauen, so würde das Ergebnis unreif und bitter schmecken.
Es lässt sich also festhalten, dass Sonneneinstrahlung in jedem Fall nötig, aber in keinstem Fall allein verantwortlich für einen guten Wein ist!
10. Qualitätsweine haben einen Korken.
Gott sei Dank ist auch dieser Mythos nicht richtig. Ein Korken ist nicht zwangsläufig ein Indikator für eine gute Weinqualität. Zwar sind echte Korken in der Anschaffung kostenintensiver als Screwcaps, Glasstöpsel oder Plastikkorken, aber durch eine teure “Verpackung” ist der Inhalt noch lange nicht hochwertiger! Viele Kellereien mit Premiumqualität nutzen echte Korken, aber viele gute Kellereien schwören auch auf Screwcaps und andere. Das echte Korken eine gewisse Wertigkeit vermitteln ist richtig, aber genau dies nutzen Erzeuger auch zu ihrem psychologischen Vorteil gegenüber dem Endverbrauchen.